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„Design for Recycling“ - Wie nachhaltige Verpackungen wirklich funktionieren

Im ersten Teil unseres Gesprächs mit Andrea Preil haben wir über die Herausforderungen bei der Sammlung und Sortierung gebrauchter Verpackungen gesprochen – insbesondere im professionellen Umfeld. Im zweiten Teil gehen wir einen Schritt zurück in der Kette: zu den Anforderungen an ein nachhaltiges Verpackungsdesign. Welche Rolle spielen Materialwahl, Gestaltung und gesetzliche Vorgaben? Und was können Hersteller und Verwender konkret tun, um Kreisläufe zu schließen?

Frage: Frau Preil, der Begriff „Design for Recycling“ ist derzeit in aller Munde. Was bedeutet das konkret – und wie setzen wir das aus Ihrer Sicht bereits um?
Andrea Preil: „Design for Recycling“ heißt im Kern, eine Verpackung so zu gestalten, dass sie im Sortierprozess sicher erkannt und ihrem passenden Materialstrom zugeführt werden kann, sodass das aussortierte Material anschließend für hochwertige Anwendungen wiederverwendet werden kann. Dafür muss man einige Dinge berücksichtigen: von der Materialwahl über Farbgebung bis hin zur Etikettierung.

Frage: Welchen Einfluss hat das gewählte Material auf die Recyclingfähigkeit?
Andrea Preil: Einen entscheidenden. Manche Kunststoffe sind nicht oder kaum recyclingfähig. Für PVC-Verpackungen etwa gibt es keinen Sortierpfad in Sortieranlagen, sie fallen aus dem System heraus. PET hingegen funktioniert im Einwegflaschen-Strom hervorragend – allerdings nur, wenn bei der Gestaltung gewisse Regeln eingehalten werden: keine Fremdpolymere wie PET-G, keine Barriere-Schichten wie EVOH, keine Silikonanteile.

Auch Glas ist grundsätzlich ein hervorragendes Recyclingmaterial. Wenn Flaschen aber vollständig lackiert sind und dadurch weniger als 10 % Licht durchlassen, werden sie bei der Vorsortierung fälschlich als Keramik erkannt – und aussortiert. Solche Details machen einen großen Unterschied.

Frage: Viele unserer Kunden fragen, wie sie sicherstellen können, dass Verpackungen tatsächlich recycelt werden. Haben Sie Tipps für die Praxis?
Andrea Preil: Die wichtigste Voraussetzung ist, dass Verpackungen überhaupt gesammelt werden – am besten sortenrein. Die klassische Gelbe Tonne oder der Gelbe Sack reichen in größeren Betrieben oft nicht aus. Für gewerbliche Anfallstellen wie Gebäudereiniger bieten wir z. B. 1100-Liter-Umleerbehälter an, um größere Mengen Leichtverpackungen effizient zu erfassen. Wichtig ist auch: Viele gewerbliche Nutzer sind privaten Endverbrauchern gleichgestellt und können solche Angebote kostenfrei nutzen – je nach Kommune. Ohne Sammlung kein Recycling.

Frage: Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten Jahren beim Thema nachhaltige Verpackung?
Andrea Preil: Durch die kommende europäische Verpackungsverordnung Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) wird recyclinggerechtes Verpackungsdesign zur Pflicht in allen 27 EU-Mitgliedstaaten. DR.SCHNELL ist hier gut aufgestellt, aber viele Unternehmen müssen ihre Verpackungen jetzt überarbeiten. Außerdem vermuten wir, dass es nicht bei Verpackungen bleiben. Es ist durchaus denkbar, dass auch Produkte zukünftig recyclingfreundlich gestaltet werden müssen.

Frage: Was wünschen Sie sich grundsätzlich von Verpackungsherstellern?
Andrea Preil: Verpackungen, die sich problemlos wieder zu Verpackungen verarbeiten lassen. Leider gibt es Trends, die das erschweren. So werden vermehrt Verpackungen aus einem faserbasierten Verbund eingesetzt. Die Verpackung sieht aus wie eine Papierverpackung, ist aber ein Verbund aus Papier und Kunststoff. Im Rahmen der Verwertung wird versucht, die Papierfasern zu lösen, was je nach Verarbeitung nicht immer einfach ist. Übrig bleibt ein Kunststofffilm mit Faseranhaftungen, der in die Reste gelangt und nicht gut recycelt werden kann. 

Unsere Bitte an alle Verpackungshersteller ist, auf die Kriterien der Recyclingfähigkeit zu achten und auch Kunden davon zu überzeugen. Muss ein Herrenduschgel wirklich in einer schwarzen (rußbasierten/carbonhaltigen) Flasche erscheinen? Das scheint nur Marketinggründe zu haben.

Frage: Was bringt die neue Verpackungsverordnung PPWR an Herausforderungen mit sich?
Andrea Preil: Vor allem administrative Pflichten: Hersteller müssen ihre Verpackungen künftig sehr genau erfassen, dokumentieren und auf Konformität zur PPWR prüfen. Ohne Konformität dürfen Verpackungen nicht mehr in Verkehr gebracht werden.

Dazu kommen technische Anforderungen – etwa Mindest-Rezyklatanteile (35 % für Kunststoffverpackungen ab 2030), Vorgaben zur Recyclingfähigkeit, zur Vermeidung unnötiger Hohlräume und zur Kennzeichnung. Die einheitliche Symbolik zur Entsorgung soll EU-weit eingeführt werden, auf Verpackungen ebenso wie auf Tonnen und Containern. DR.SCHNELL erfüllt vieles davon bereits heute, aber ein paar Punkte erfordern noch Feinarbeit.

Frage: Chemisches Recycling – ist das die Lösung für schwer recycelbare Kunststoffe?
Andrea Preil: Es ist sicher ein wichtiger Baustein in der Kreislaufwirtschaft. Chemisches Recycling ermöglicht es, Kunststoffe auf molekularer Ebene aufzubereiten – ideal für Materialien, die mechanisch nicht recycelt werden können. Das entstehende Pyrolyse-Öl kann sogar für neue Lebensmittelverpackungen genutzt werden. Die Technik ist derzeit noch teuer und energieintensiv. Mit wachsender Nutzung erneuerbarer Energien und weiteren Investitionen wird das Verfahren aber wirtschaftlich und ökologisch zunehmend interessanter. Ich sehe hier große Chancen.